Auslobung 2008

Auslobung „Rheinland-Pfalz-Preis des rheinkollegs 2008“

Thema: „Neue Wege zum Rhein“ – Hochwasserbewußtes Planen und Bauen

Die Tatsache, daß die Wasserläufe des Rheins und seiner Nebenflüsse sowohl Grundelemente der Lebensbedingungen der Menschen in ihren Siedlungs-Räumen sind, als auch gleichzeitig Gesetzmäßigkeiten der Natur unterliegen, wird in der Bevölkerung wenig gesehen. Gelegentliches Hochwasser wird als jahreszeitlich bedingtes Ereignis ‚abgehakt‘. Ausgeprägte persönliche Erfahrungen und emotionale Bezüge zum Fluß vor der Haustür haben kaum Chancen zu entstehen. Es herrscht außerdem meist Badeverbot. Der Rhein als industrialisierter, international benutzter Fluß ist den Menschen eher entfremdet. Hinzu kommt, daß Dämme, Staustufen und andere wasserbauliche Einrichtungen, von staatlichen Stellen unterhalten, den Eindruck von hinreichendem Schutz vor möglichen Fluten vermitteln. Die Verhältnisse erscheinen demnach ‚reguliert‘ und durch Zuständigkeiten abgesichert. Öffentliche Sachversicherungen verstärken dieses Geborgenheitsgefühl zusätzlich und schaffen Distanz zum Risiko.
Auch schleichende Klimaveränderungen und deren Auswirkungen auf das Wetter und damit auf Ausmaß und Häufigkeit von Hochwasserereignissen im Rheineinzugsgebiet werden bislang unterschätzt.
Fragen im Zusammenhang mit Planen und Bauen in den Flußeinzugsgebieten haben noch wenig ‚Tiefgang‘. Es fehlt folglich auch an Detailkenntnis, wie Gebäude, insbesondere auch Neuplanungen, im Hinblick auf Hochwasserrisiko fürsorglich und intelligent geordnet werden können, um im ‚denkbaren‘ Überflutungsfall den Schadensumfang zu vermindern. Solche Vorsorge unterbleibt daher häufig.
Ebenso falsch wäre es, in Panik zu verfallen und etwa Gebäude allein unter dem technischen Aspekt des Hochwasserschutzes zu korrigieren, d.h. sich zu ‚verschanzen‘. Dies gilt insbesondere in historischen Ortslagen. Verstärkte Sorgfalt erfordern die Situationen am Mittelrhein als Teile des ‚Welterbes oberes Mittelrheintal‘. Wasserbauprojekte des Hochwasserschutzes können in Verbindung mit Ortsbildaufwertungen so umgesetzt werden, daß die Anwohner ‚ihrem‘ Fluß wieder näher kommen und in der Folge im Umgang mit seinen Ufern einen Beitrag zur Weiterentwicklung der eindrucksvollen Kulturlandschaften des Rheins leisten.

Es gilt: Nur wenn alle städtebaulichen, wirtschaftlichen, denkmalpflegerischen und gestalterischen Aspekte in einem integrierenden Ansatz zusammengefaßt und als Chance für Lösungen von besonderer Qualität begriffen werden, kann nachhaltige Hochwasser-Vorsorge letztlich gelingen. Das rheinkolleg wird mit dem ‚Rheinland-Pfalz-Preis des rheinkollegs 2008‘ beispielhaft ausgeführte bzw. begonnene Projekte am Rhein und seinen Nebenflüssen auszeichnen, bei denen die Vorsorge für den Fall von Katastrophen-Hochwässern umfassend und mit Gestaltqualität umgesetzt ist. Die Auslobung wendet sich an:

  • Kommunen und Behörden und die mit den Objekten vertrauten Planverfasser
  • Bauherrn und Architekten von Wohn- und Gewerbegebäuden, insbesondere auch Konversionsprojekten brachliegender Hafengebiete
  • Studierende und Hochschulabsolventen der Architektur, des Bauwesens und der Landschaftsplanung, die sich mit o.g. Thema auseinandersetzen

Die Auszeichnung mit dem ‚Rheinland-Pfalz-Preis des rheinkollegs‘ soll die Signalwirkung solcher Pilotmaßnahmen fördern.
Ausgelobt wird der Preis in zwei Stufen.

Hauptpreis EUR 8.000
Förderpreis EUR 3.000

Eine unabhängige Jury aus Fachleuten mit überregionaler und interdisziplinärer Kompetenz begutachtet die Einsendungen und ermittelt die Preisträger. Die Jury entscheidet endgültig unter Ausschluss des Rechtsweges. Sie kann sowohl eine andere Aufteilung der Preissummen vornehmen als auch von deren Vergabe wegen mangelnder Preiswürdigkeit absehen. Der Preis wird in einer öffentlichen Veranstaltung übergeben. Jury. Zur Entscheidung gibt es ein öffentliches Protokoll.

Einzureichende Unterlagen: Alle zum Verständnis notwendigen Grundrisse, Ansichten und Schnitte. Den Planunterlagen ist ein kurzer Erläuterungsbericht beizufügen. Einsendeschluß: 15. Oktober 2008.
Postadresse:
rheinkolleg e.V., Stadthaus, Maximilianstr.100, 67346 Speyer